Yamaha Pacifica PAC102SX
Bestandsaufnahme
Hauptproblem war die Elektrik. Da hatte sich wohl mal jemand dran versucht und war gescheitert. Die Bestandsaufnahme förderte aber noch mehr zu Tage. Der Sattel war Schrott und die Bünde hatten deutliche Spielspuren. Und wie so oft bei älteren lange gespielten Instrumenten war die Gitarre ordentlich verschmutzt.
Die verbauten kleinen Potis hatten einen 8mm Schaftdurchmesser. Die Bohrung im Korpus war aber 9.5mm (0,375"). Das ist Mist. Wenn sich die Mutter des Potis lockert, dreht es nicht nur mit, sondern schlabbert auch zur Seite.
Reinigung
Da ich sowieso das meiste zerlegen musste habe ich die Mechaniken auch mit ausgebaut. Ausserdem lässt sich so ein Hals mit gerader Kopfplatte prima mit einer Schnellspannzwinge auf der Werkbank fixieren.
Zum Reinigen verwendete ich Lixtop. Gibt es leider nicht mehr. Lixtop ist ein Reiniger, den die Telekom früher zur Reinung von Telefonen (ja - zu Zeiten als die Dinger noch der Deutschen Post/Telekom gehörten und wieder abgeholt wurden) genutzt wurde. Er ist für Kunstoff und lackierte Oberflächen. Entfernt spielend Dreck, Nikotin, Kugelschreiber, Filzstift und was sich sonst noch so ansammelt. Ich habe mal vor etlichen Jahren mehrere 1-Liter Flaschen abgestaubt und das hält ewig.
Kopfplatte, Korpus und Pickguard wurden nach der Reinigung mit ROTWEISS Polierpaste überpoliert.
Hals und Sattel
Die Bünde hatten Spielspuren und Macken. Man muss aber nicht immer gleich wie althergebracht komplett abrichten. Spotrepair ist das Stichword. Bei einzelnen Hochständen z.B. befeilt man die Hochstände gezielt statt gleich die grobe (und teure) Kelle zu nehmen.
Selbst stark aussehende und das Spiel behindernde Schäden sind oft nur im 1/10 Millimeterbereich. Und das kann man auch punktuell behandeln. Wenn's nicht funktioniert, kann man immer noch komplett abrichten. Stewmac hat dafür jetzt den Fretkisser im Programm. Ich nehm 'ne feine Schlüsselfeile.
Also alle Bünde mit einem schwarzen Edding markiert und losgelegt. Wenn man nichts Schwarzes mehr sieht, hat man sein Ziel erreicht. Danach mit dem Fretrocker geprüft. Der Fretrocker ist ein fünseitiges Lineal, das man über 3 Bünde legt. Kippelt es, ist's beim Mittleren Bund zu hoch und man arbeitet nach. Und natürlich auch mit dem Messschieber prüfen.
Meine Erfahrung ist eh, dass selbst bei ziemlich neuen Gitarren (außer HighendCustomshopvomGitarrenbauerhandgedengelt) die Bünde selten gleich hoch sind. Oft sind sie auf der hohen e-Seite niedriger als auf auf der tiefen E-Seite. Keine Ahnung wieso. Entscheidend ist, dass sie pro Seite gleich hoch sind, nichts scheppert und bei Bendings der Ton nicht abstirbt.
Diesmal hat es jedenfalls wieder funktioniert.
Der Kunstoffsattel wurde durch einen handgemachten Knochensattel ersetzt.
Korpus und Elektrik
Pickupfräsung und E-Fach wurden mit Rockingerabschirmlack abgeschirmt (natürlich mit Massekabel in der Pickupfräsung - beim E-Fach kommt der Massekontakt durch die Potis), Pickguard und E-Fach Deckel mit Abschirmfolie. Bei einer Tele ist beim Bridge Pickup nichts zu tun. Da reicht die an Masse liegende Platte des Pickups.
Beim Bridge Pickup hatte sich die Metallplatte gelöst. Die wurde mit Epoxy neu verklebt.
Die Bridge wurde komplett zerlegt und gereinigt. Die Schrauben wurden entgammelt und vor dem Wiedereinbau leicht eingeölt.
Die Elektrik wurde mit einen neuen Schalter und neuen großen Alphapotis (0,375" = 9,5mm Schaftdurchmesser) neu aufgebaut. Die großen Potis lassen sich besser regeln und sind auch robuster als die kleinen Mistdinger (dafür auch doppelt so teuer).
Setup und fertig
Alles zusammengebaut, neue Saiten drauf (Rotosound British Steel 10er nickelfrei) und eingestellt. Die Halskrümmung stimmte nicht und wurde korrigiert. Die Saitenhöhe wurde eingestellt und die Saitenreiter entsprechend dem Griffbrettradius. Erfreulicherweise waren alle Saiten bis auf eine oktavrein obwohl ich die Bridge komplett auseinander hatte. manchmal hat man Glück.